MTK: "Unser Stil und unsere Vision ändern sich auch in der NB I nicht"

04.06.2020 | nemzetisport.hu

Der deutsche Cheftrainer des Aufsteigers MTK Budapest erwartet, dass seine Mannschaft auch in der Offensive aggressiv spielt, aber vorerst will er keine mutigeren Ziele setzen, als selbstbewusst zu bleiben.

Sind Sie insgesamt zufrieden?

„Wir können stolz auf unsere Ligaleistung und das Erreichen des Halbfinals im ungarischen Pokal sein, aber wenn die Mannschaft im Elfmeterschießen verliert, gibt es immer Enttäuschungen. Wir waren auf Augenhöhe mit unserem Gegner Honvéd, haben manchmal besseren Fußball gespielt, aber wir haben keine Tore geschossen und hatten kein Glück im Elfmeterschießen. Im ersten Spiel gegen Kispesti haben wir die beste Leistung der ganzen Saison gezeigt. Die beiden Halbfinalspiele haben gezeigt, wie weit wir fortgeschritten sind und wohin unser Weg führt.“

Gibt es etwas, das Sie in dieser Saison überrascht hat?

„Manche Spieler mussten mehr motiviert werden als andere, aber das ist bei allen Teams der Welt so. Manchmal war ich überrascht, unter welchen Bedingungen wir Fußball gespielt haben. Ich erinnere mich, dass wir unser Spiel gegen Kazincbarcika in Putnok gespielt haben, wo eine Stunde zuvor auf dem nassen Boden ein NB III-Spiel ausgetragen wurde. Als wir aus dem Bus ausstiegen, konnten wir kaum glauben, was für einen Platz wir da vorfinden würden, so etwas hatte ich als Nationaltrainer noch nie erlebt. Wenn der Ball dreißig Mal im Spiel in die Hand der Spieler springt und nicht nur einmal, spricht das Bände über die Qualität des Platzes. Ähnliche Situationen mit schlechten Plätzen gab es im Februar und März mehrmals, aber zum Glück haben wir unsere Aufgaben trotzdem gut gemeistert.

Wie sehr haben Sie eine richtige Aufstiegsfeier vermisst?

„Sie hat definitiv gefehlt, aber schon vor der Virussituation haben wir ein Beispiel dafür gesehen, dass ein Team erst nach dem Spiel eines anderen Teams „auf dem Sofa“ Meister wurde. Außerdem haben wir den Härtetest mit einem Sieg im Frühjahr gegen Vasas bestanden. Danach hat niemand mehr unseren Platz in der NB I in Frage gestellt.“

Werden Sie Ihren Staff für die nächste Saison erweitern?

„Das ist momentan nicht geplant. Die Idee, einen Sportpsychologen einzustellen, ist aufgekommen, aber letztendlich bin ich normalerweise der Grund, warum sich die Spieler nicht wohl fühlen, also muss ich das Problem auch lösen. Wenn wir offen mit Fußballern sprechen, wenn wir ihnen transparent erklären, wer spielt und warum, können wir viele Unstimmigkeiten ausräumen.“

Vor der Saison sprachen wir darüber, dass neben einer guten Leistung auf dem Platz auch die Einbeziehung junger Spieler ein wichtiger Aspekt sei. Sind Sie in diesem Bereich zufrieden?

„Die Frage ist, was kann ein 18-jähriger Spieler tun, um einen 35-jährigen Routinier zu verdrängen? Nun, du musst mehr arbeiten, laufen, trainieren. Die Erfahrung kann durch die Geschwindigkeit, das Laufvolumen ausgeglichen werden, und wenn die beiden Fußballer in Bezug auf die Gesamtleistung fast das gleiche Niveau erreichen, bekommt der Jüngere des Vereins die Chance, denn schließlich bildet unsere Akademie Spieler aus. Wenn sie jedoch ihre Chance nicht nutzen, nimmt der ältere Fußballer seinen Platz wieder ein, d.h. die gezeigte Leistung entscheidet. Wir hatten mehrere Spiele, danach habe ich den jungen Spielern gesagt: Wenn sie auf dem Feld immer wieder die gleichen Fehler machen, kann ich sie nicht in Schutz nehmen. Vertrauen muss verdient werden und dann muss nachgewiesen werden, dass ein Level erreicht ist. Glücklicherweise zeigten mehrere junge Spieler gegen den Honvéd, dass sie das verinnerlicht haben.“

Sehen wir in der NB I den gleichen Spielstil Ihrer Mannschaft wie im Halbfinale des ungarischen Pokals?

„Unser Stil und unsere Vision ändern sich nicht, wenn wir nicht den Ball haben. Ich möchte die gleiche Aggressivität von meinen Spielern sehen. Aber ich bin nicht naiv. Ich glaube nicht, dass wir nun immernoch 60 bis 65 Prozent Ballbesitz halten können. Wir werden mehr Chancen haben, wenn wir versuchen, alle Teams unter Druck zu setzen. Aber seien wir ehrlich, unser oberstes Ziel wird es sein, aus einer stabilen Defensive zu agieren, wenn wir zum Beispiel dreimal gegen den amtierenden Meister Ferencváros spielen.

Haben Sie jemals Druck gespürt?

„Nicht vom Management, denn wir haben am ersten Tag den Weg besprochen, den wir gehen würden. Zuerst war der ein oder andere Neuzugang in meinem Team erstaunt, ob wir mit demselben Fußball wie in NB II auch in NB I erfolgreich sein könnten, und auch bei den arrivierten Spielern gab es einige Zweifel, aber als sich die Ergebnisse einstellten, glaubten sie, dass wir erfolgreich sein könnten. Deshalb wollen wir im Sommer die Rahmenbedingungen nicht wesentlich ändern. Wir planen nur, fünf oder sechs Fußballer zu verpflichten.“

Um wie viele ausländische Spieler wird der Kader in der NB I erweitert?

„Die genaue Zahl kann ich nicht sagen, aber manchmal muss man einen Legionär verpflichten, weil man manchmal keinen geeigneten Fußballer für eine Position in der Jugend oder auf dem ungarischen Markt findet. Wir bräuchten zum Beispiel einen beidfüßigen Innenverteidiger, um den Spielraum für Veränderungen zu erweitern, aber in der NB I gibt es in diesem Bereich kein allzu großes Angebot. Und wenn wir hier so einen Fußballer finden, könnten wir uns einen Transfer kaum leisten.“

Was ist das Ziel in der nächsten Saison?

„Was für den Großteil der Liga gilt, gilt auch für uns: Es lohnt sich im Moment nicht, über das Thema Klassenerhalt hinauszublicken. Der Verein ist in den letzten Jahren mehrmals zwischen der ersten und zweiten Liga hin und her gependelt, unser Ziel ist es, diesen Prozess zu beenden und endlich ein stabiler Spitzenverein zu werden. Aber wir wollen unsere Philosophie nicht aufgeben. Alles andere ist vorerst nur ein Bonus.“