Michael Boris - Vom Praktikum bei Magath zu Kölns Gegner Fehervar
Wenn der ungarische Erstligist FC Fehervar am Donnerstag in der Conference League auf den Fußball-Bundesligisten 1. FC Köln trifft (20.30 Uhr), wird mit Michael Boris ein deutscher Trainer mit Wurzeln in Nordrhein-Westfalen auf der ungarischen Bank sitzen.
Der 47-Jährige, geboren in Bottropp-Kirchhellen, war vor seinen Stationen in Ungarn unter anderem beim VfB Homberg, Germania Windeck, Schalke 04 II, den Sportfreunden Siegen, den Sportfreunden Lotte und dem KFC Uerdingen als Trainer aktiv.
Im Interview spricht er über seine Vorfreude auf das Duell, Steffen Baumgart und seine Rückkehr nach Köln.
Herr Boris, wie groß ist die Vorfreude auf das Duell mit dem 1. FC Köln?
Michael Boris (Trainer FC Fehervar): "Seit Montag ist die Vorfreude richtig groß. Wir hatten am Sonntag noch das Spiel gegen Meister Ferencvaros, seit Montag gilt der volle Fokus dem 1. FC Köln."
Sie sind schon seit einigen Jahren - mit kleinen Unterbrechungen - in Ungarn aktiv. Was macht ihre Mannschaft und was macht den ungarischen Fußball aus?
Michael Boris: "Fehervar ist seit Jahren hinter Ferencvaros die Nummer zwei in Ungarn. Das heißt, der Verein ist immer ambitioniert, unter die Top 3 zu kommen und international zu spielen. Den ungarischen Fußball macht aus, dass die Vereine hier gerne technisch versiert Fußball spielen wollen. Außerdem legt man in Ungarn inzwischen Wert auf die Physis, sodass die Liga nun auch physisch stärker wird und nicht nur spielerisch gut aussieht."
Köln ist in der Liga gut gestartet, im Pokal gab es das überraschende Aus beim Zweitligisten Jahn Regensburg. Ist das etwas, was ihnen Mut macht?
"Ja, Köln hat ja auch letzte Saison einige Spiele verloren, das macht uns Mut. Wir müssen an diesem Donnerstagabend alles raushauen, die beste Tagesleistung und -form der ganzen Woche abliefern und mental wach sein, um irgendetwas mitzunehmen."
Sie hatten auch schon Kontakt zu Trainer Steffen Baumgart, richtig?
"Ja, letztes Jahr im Oktober bei einem Traditionsspiel in Emden zwischen einer Ostfriesland- und einer DDR-Auswahl. Da war Steffen Baumgart Spieler der DDR, ich war Co-Trainer der Ostfriesland-Auswahl."
Wie schätzen sie seine bisherige Arbeit in Köln ein?
"Als Typ ist er authentisch und locker. Fußballerisch spielt er offensiv, lässt hoch anlaufen, presst durch - das ist erfrischend. Ich weiß, dass er die Faszination, die den 1. FC Köln ausmacht, verinnerlicht hat. Vor 13 Jahren habe ich mit Germania Windeck im DFB-Pokal gegen Schalke 04 im Rhein-Energie-Stadion gespielt und auch in der Region gewohnt, deshalb weiß ich, was für FC-Fans der Klub ausmacht. Er hat der Mannschaft vermittelt, was es heißt, für Köln zu spielen. Ich glaube, das sieht man auswärts wie auch zu Hause. Am Ende des Tages war die letzte Saison mit der Qualifikation für die Conference League überragend."
Was sind ihre Erinnerungen an das DFB-Pokal-Spiel in Köln?
"Da fing alles an. Ulli Potofski, der damals noch Moderator eines lokalen Senders war, hatte mich ganz oft in seine Sendung eingeladen und dann auch gefragt, was ich mir von diesem Spiel persönlich erhoffe. Und da habe ich gesagt, es wäre natürlich super, wenn ich ein Praktikum auf Schalke bekomme könnte. Ich habe dann vor laufenden Kameras Felix Magath gefragt, ob ich nicht mal für zwei Wochen ein Praktikum machen oder hospitieren dürfte. Da hat er zugesagt. Aus den zwei Wochen wurde dann ein halbes Jahr, aus dem halben Jahr wurde schließlich eine Anstellung als Cheftrainer der zweiten Mannschaft von Schalke 04. Und dann nahm mein Weg als Trainer seinen Lauf."
Wie geht ihre Mannschaft in das anstehende Play-off-Spiel gegen Köln?
"Dass wir der Außenseiter sind, darüber müssen wir uns nicht unterhalten. Auch, dass die 50.000 Zuschauer richtig laut sein werden. Ich gehe ganz stark davon aus, dass Köln uns hoch anlaufen wird, dass sie früh pressen werden, dass sie in den ersten 15 bis 20 Minuten das Überraschungsmoment nutzen wollen. Wir werden gewappnet sein, dass gerade in der Anfangsphase richtig was los ist, auch von der Lautstärke her. Aber grundsätzlich wollen wir schon nach vorne spielen. Wir mögen es, den Ball zu haben, wir mögen es auch, Tore zu schießen. Es ist alles möglich, aber Fakt ist: Wir können nicht darauf hoffen, dass Köln einen mittelmäßigen Tag hat. Wir selbst müssen einen richtig guten Tag haben."